Ziemlich beste Feinde

Warum ich mir selbst ein besserer Freund sein will

Wenn ich mit mir selbst befreundet wäre, hätte die Beziehung keine lange Halbwertszeit. Zu streng, zu kritisch und zu hart käme mir diese vermeintliche Freundin daher.  In ihren Augen wäre ich bloß jemand, der wenig richtig macht und sehr viel falsch. Fehler würden mir permanent vorgehalten und Erfolge einfach unter den Teppich gekehrt. Diese Freundschaft wär toxisch. Sie würde mir Energie rauben, statt welche zu geben. Mich runterziehen – und alles andere als stärken. Ganz ehrlich: Meine Zeit wäre mir für sowas zu schade. Und ich mir selbst auch. Doch warum bin ich mir dann selbst so ein schlechter Freund?

Das Experiment: 24 Stunden nett zu mir sein

Genau, das habe ich mich gestern auch gefragt, als ich mich morgens mal wieder mit dem Gedanken konfrontierte, keine perfekte Mutter zu sein.  Also beschloss ich, eine Art Experiment zu wagen und mir 24 Stunden lang ein guter Freund zu sein. Und was soll ich sagen? Es war ganz schön schwierig. Denn natüüüüürlich gab es einiges an mir zu bemäkeln. Ich war zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen und bin danach immer sehr dazu geneigt, zu analysieren, was ich noch besser hätte machen können. Doch diesmal beschloss ich einfach mal zufrieden mit mir und meiner Leistung gewesen zu sein. Ohne Wenn und Aber. Und das klappte auch eine Weile lang ganz gut. Doch dann, dann wartete die eigentliche Herausforderung auf mich. Ich traf meine Mutter und ihr fiel auf, dass der Reißverschluss auf der Rückseite meines Kleides nicht richtig hochgezogen war. Und dabei war ich doch genau so zum Vorstellungsgespräch erschienen. Ich brodelte innerlich und wollte mich gerade zu einer Schimpftirade über mich selbst auslassen a la „Wie kann man nur so bescheuert sein!“, als ich mich an meinen Vorsatz erinnerte. Also atmete ich tief durch und fing einfach an zu lachen.

Meine Strategie: lächeln statt über mich zu lästern

Lachen statt leiden

Auch meine Mutter stimmte in mein Gelächter mit ein und mir wurde schlagartig klar, wie sehr meine Strenge zu mir selbst mein äußeres Umfeld beeinflusste. Und zwar negativ. Denn: Hätte ich angefangen mich über mich selbst aufzuregen, wäre die Stimmung in den Keller gegangen. Noch dazu hätte es rein gar nichts an der Situation geändert. Schließlich gibt es keine Zeitmaschine, in der ich mich zurückbeamen kann, um den Reißverschluss vor dem Gespräch vollends zuzumachen. Außerdem würde dieser Fehler meinerseits zumindest als lustige Anekdote taugen.

Nach der Aktion “Halbnackt zum Vorstellungsgespräch” folgten  noch ein paar weitere Situationen, in der ich das Nettsein zu mir selbst erproben konnte. Denn wo gehobelt wird, da fallen Späne. Oder anders: Wer lebt und agiert macht vieles richtig, aber auch mal Fehler. So what? Das ist ganz normal und gehört zum Menschsein dazu. Also wozu diese ganze Selbstkasteiung?

Und jetzt? Jetzt will ich mein Experiment auf eine Woche verlängern. Und mal schauen wie das so läuft. Denn eines ist mir klar geworden: Ich verbringe 24 Stunden mit mir selbst, sieben Tage die Woche. Und das schon seit 34 Jahren. Insofern bin ich einer der wichtigsten Bezugspersonen überhaupt für mich. Was ich von mir denke oder halte hat also Gewicht. Und zwar immenses. Wieso es also nicht einfach mal mit ein bisschen Wohlwollen, Rücksicht und Freundschaft versuchen? Ich verfolge das jetzt definitiv weiter. Denn mit dieser neuen “netten” Freundin hatte ich jede Menge Spaß.

Freund oder Feind: und wie stehst Du zur Dir?

 

 

 

 

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Gönn Dir!

Ich-Zeit statt Mama-Zeit: Muddiandmore über die hohe Kunst gut zu sich selbst zu sein

Für mich ist es eine der größten Herausforderungen als Muddi: Zeit für MICH zu finden. Denn plötzlich ist da so ein kleiner Wurm, der gefüttert und gewechselt werden will. Und das in einer gefühlten Endlosschleife. So jedenfalls ging es mir vor allem zu Beginn des Abenteuer Mutterseins. Freizeit? Fehlanzeige! Und, wenn da doch mal ein winziges Zeitfensterchen rauslugte, wurde dieser entweder fürs Schlafen oder Abarbeiten des Meterhohen Wäscheberges benutzt. Oder für etwas anderes der Kategorie Haushalt. Und nein, ich gehöre nicht zu der Spezies, die beim Wäsche bügeln vollends entspannen kann. Im Gegenteil: Der Haushalt und ich sind alles andere als beste Freunde. Mehr so Zweckverbündete. Aber das ist eine andere Baustelle.

Ich vermisse mich

Jedenfalls fiel mir nach einigen Wochen auf des Mutterseins auf, dass ich da jemanden lieb gewonnenes stark vermisse. Und zwar mich. Dabei hatte ich doch so ein knuffiges Knuddelwunder. Was stimmte also nicht mit mir? Heute kenne ich die Antwort: Nichts. Auch, wenn mich diese Erkenntnis einige Überwindung gekostet hat. Denn eine Mutter „darf“ auch einiges Bedürfnisse haben jenseits von Windeln wechseln und Wäsche bügeln. Behauptet ja auch niemand etwas anderes, oder doch? Mein Mutterideal, was in meinem Kopf herumschwirrt, jedenfalls schon: “Nämlich alles was zählt ist Dein Kind und seine Bedürfnisse! Und nicht Deine!”

Mensch. Mutter. Maschine?

Doch ich habe mich von diesem Mutterüberbild gelöst. Beziehungsweise arbeite ich noch an der Abnabelung. Denn ich weiß, dass ich selbst in der glücklichsten Kombikonstellation einfach mal fünf Minuten nur für MICH brauche. Und das ist absolut okay. Denn, wenn ich beispielsweise Sport mache oder was schreibe bin ich glücklich und ausgeglichen. Und das strahle ich auch aus – und übertrage diese positiven Glücksgefühle direkt auf mein gesamtes Umfeld. Insofern profitiert nicht nur das Kind, sondern auch der Partner von dieser mütterlichen Auszeit. Netter Nebeneffekt: Papa und Kind können exclusive Quality-Zeit zusammen verbringen und ihre Beziehung vertiefen. Denn, wenn Mama außer Reichweite ist, ist der Vater auch gleich viiiiiiel interessanter.

Also Mädels, ihr wisst, was Ihr jetzt zu tun habt: Denkt die Woche oder wenigstens den Monat über nicht nur ans Kind, den Mann, die Eltern, die Schwiegereltern, Freunde und Freunde der Freunde, die Haustiere und Co. sondern auch zur Abwechslung mal an EUCH. Und tragt euch gleich mal ein Ich-Date in euren Kalender ein. Ihr habt euch das wirklich verdient. Denn wisst Ihr was? Ihr macht einen fanstatischen Job!

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